"Bernd" ist der Name des Sturmtiefs, dem das Deutsche Rote Kreuz Kreisverband Rhein-Erft e.V. in den letzten Tagen viele Einsätze verdankt. Einsätze im Betreuungsplatz, dem Wasserrettungszug, der PASS und dem Lagezentrum. Menschen ohne Obdach, ohne trockene Kleidung und Pflegeheime die evakuiert werden mussten. Aber fangen wir am Anfang an!
In der Nacht von Dienstag (13.07.2021) auf Mittwoch wurden große Teile unserer ehrenamtlichen Einsatzkräfte nach Frechen gerufen, um eine Betreuungsstelle zu errichten. In gelungener Zusammenarbeit mit der Feuerwehr haben wir Bewohner eines Übergangswohnheimes in einer Turnhalle untergebracht. Ihr eigenes Zuhause wurde durch einen schweren Brand in großen Teilen unbewohnbar.
Bereits während des Einsatzes und am Mittwoch (14.07.2021) verdichteten sich die Hinweise darauf, dass das Sturmtief "Bernd" Nordrhein-Westfalen vor große Herausforderungen stellen wird. So war es dann auch kein Wunder, dass am Mittwochabend die Alarmierung zur überörtlichen Hilfe mit der Feuerwehrbereitschaft 3 folgte. Nun galt es die Helfer/innen sinnvoll zu koordinieren, um die Betreuungsstelle in Frechen sowie den neuen Einsatz zu besetzen.
Innerhalb von kurzer Zeit sammelten sich alle Helfer/innen bei der Feuerwehr Frechen und fuhren von dort nach Aachen und somit mitten rein in ein Schadensgebiet. Bereits auf der Anfahrt wurde allen Helfer/innen das Ausmaß des Starkregens bewusst als mehrere überflutete Straßen durchfahren werden mussten, um zum Einsatzort zu gelangen. Einmal angekommen überschlugen sich die Nachrichten aus unserem Heimatkreis. Gleich in mehreren Kommunen mussten Menschen evakuiert werden und dank einer Ablöse der Bundeswehr in Aachen sind alle DRK-Helfer/innen wieder zurück in den Rhein-Erft-Kreis gefahren. In der Nacht auf Donnerstag konnten wir dann, zusammen mit dem Malteser Hilfsdienst, eine Betreuungsstelle in Erftstadt verpflegen.
Am Donnerstagmorgen kam die Tagschicht und alle eingesetzten Helfer/innen konnten ein paar Stunden Schlaf bekommen. Jedoch hatte sich die Wetterlage nicht verbessert und die Situation an vielen Orten im Rhein-Erft-Kreis wurde immer brenzliger. Am Donnerstagabend (15.07.2021) wurden alle verfügbaren Einsatzeinheiten aller Hilfsorganisationen alarmiert um einen Betreuungsplatz 500 sowie ein Notkrankenhaus und ein mobiles Altenheim zu betreiben. Ein Paukenschlag der allen nochmal die letzten Reserven abverlangte. Die Bilder der Presse zeigen eindrucksvoll welche verehrende Wirkung das Tiefdruckgebiet in Erftstadt hatte. Im Minutentakt wurden Betroffene, Verletzte und Gestrandete mit Hubschraubern und Bussen zum Betreuungsplatz gebracht. Die Führungseinheit hat direkt damit begonnen den Einsatz zu strukturieren und die anfänglich herrschende Ressourcenknappheit bestmöglich zu verwalten. Bald wurde klar, dass mehr Unterstützung benötigt wird und so erreichten uns mehrere Einsatzeinheiten und Patiententransportzüge aus ganz NRW, die Unterabschnitte der Einsatzlage übernommen haben.
Freitagabend (16.07.2021) ist zusätzlich die Personenauskunftsstelle des Kreises in Betrieb gegangen welche durch das DRK besetzt wurde und in der ersten Nacht über 400 betroffene Personen registriert hat, damit deren Verwandten Auskunft über den Verbleib erteilt werden kann.
Neben diesen großen Einsätzen haben sich viele zusätzliche Aufgaben gebildet. So ist die Wasserwacht Pulheim mit dem Wasserrettungszug im Einsatz, der DRK Stadtverband Kerpen e.V. organisiert die eingegangenen Sach- und Lebensmittelspenden vieler großzügiger Spender aus ganz Deutschland. Der DRK Stadtverband Pulheim e.V. hat ein Lagezentrum aufgebaut, um alle verfügbaren Einsatzkräfte zu koordinieren und nach Möglichkeit Ruhezeiten zu organisieren. Das hauptamtliche Personal des DRK Kreisverband Rhein-Erft e.V. unterstützt zusätzlich telefonisch und in allen möglichen Bereichen. Eine zusätzliche Betreuungsstelle in Erp wurde durch alle Gemeinschaften betrieben.
Aktuell wird das Personal für die nächste Woche geplant, da noch kein Ende absehbar ist.
Unser herzlicher Dank gehört allen Helfer/innen aus allen Gemeinschaften, die seit vielen Tagen im Einsatz sind und dabei teilweise bis an ihre eigenen Grenzen gehen. Einige sind dabei selbst durch das Unwetter betroffen oder haben Bekannte oder Verwandte, die evakuiert werden mussten.
Wir freuen uns auch, dass es wieder einmal eine gelungene Zusammenarbeit zwischen allen Hilfsorganisationen und der Feuerwehr gab.
Ein großes Dankeschön gilt ebenfalls allen Spender/innen und spontan Helfenden die uns und die Betroffenen auch jetzt noch unterstützen. Besonders in Erinnerung geblieben ist ein junger Mann der unermüdlich Räume im Betreuungsplatz Liblar leer geräumt hat, damit die Betroffenen dort Platz finden konnten.
Wir sind froh, dass wir alles geben dürfen, um den Betroffenen nach bestem Wissen und Gewissen zu helfen. Dafür schlägt das Herz eines jeden Katastrophenschützers!
Abschließend möchte ich noch von einem Ereignis berichten, welches eine Helferin erlebt hat und trotz dem ganzen Stress der letzten Tage ein Lächeln auf den Mund zaubert. Ein kleines Mädchen ging auf sie zu und überreichte ihr zum Dank ein selbst gemaltes Bild. Auch dieses ist Bestandteil der beigefügten Bilder.