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Medientipp: Scratch

cc-by-sa 2.0 Scratch Foundation und Lifelong Kindergarten Group https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/deed.en

Was ist das: grafische Programmierumgebung
Für wen ist das was: Kinder ab 8 Jahre
Was kostet das: kostenlos
Links:

von Harald Walz

Programmieren mit Kindern? Warum sollten Kinder programmieren lernen?

Ich finde die Frage ist einfach zu beantworten. Kinder haben Freude daran, etwas neues zu lernen, vor allem wenn es mit ihrer Lebenswelt zu tun hat. Und da gehören digitale Medien einfach dazu. Immer wieder erlebe ich in Computercamps, mit wie viel Begeisterung und Kreativität Mädchen und Jungen eigene Spiele und Programme entwickeln. Die Teilnehmer*innen überlegen, wie sie das Programm, welches sie erstellen möchten, unterteilen und wie sie diese Teilschritte erreichen können. Diese Technik hilft natürlich auch beim Bewältigen anderer Aufgaben.

Aber natürlich wird kein Grundschulkind abstrakte Formeln lernen.

Hier setzt Scratch an. Scratch ist eine bildhafte Programmierumgebung, in der die Nutzer:innen vorgefertigte Code-Stücke zusammenklicken. Diese sogenannten Blöcke sind auch aussagekräftig bezeichnet: „Wenn die Fahne angeklickt wird“, „spiele Klang Cheer“ und „sage Hallo! Willkommen zu Scratch. für 2 Sekunden“. Werden diese Blöcke zusammengefügt, gibt es einen Jubel sobald die Fahne angeklickt wird und die Figur sagt „Hallo! Willkommen zu Scratch.“ für zwei Sekunden. So einfach ist das!

Scratch ist insgesamt sehr einfach zu bedienen und gut strukturiert. Nach dem Aufruf der Seite oder des Computerprogramms führt die Schaltfläche „Entwickeln“ in den Programmierbereich. (Scratch gibt es leider nicht als App für Mobil-Geräte. Dafür gibt es dort die App ScratchJr für Kinder ab fünf Jahre.) Zu Beginn bekommen Programmieranfänger:innen ein kleines Tutorial präsentiert. Hier werden sie nochmal in die Bedienung der Seite eingeführt.

Einführung in Scratch

Unter Tutorien gibt es dann noch weitere Einführungen. Diese stellen nach und nach verschiedene Programmier-Blöcke vor. In einem der Videos kann der eigene Name animiert werden und in einem anderen wird ein Pong-Spiel programmiert. Leider sind diese Tutorials nicht konsequent übersetzt. Die Blöcke tragen die englischen Bezeichnungen und gesprochen wird auch nur Englisch. Zwar gibt es deutsche Untertitel, aber trotzdem kann es sinnvoll sein, Scratch für kurze Zeit auf Englisch umzustellen. Jetzt haben die Blöcke im Tutorial und die gesuchten Blöcke die selbe Beschriftung. Die Einführungsvideos sind so gut bebildert, dass der erklärende Text auch meist nicht benötigt wird.

Die Programmierumgebung

Der Aufbau der Programmierumgebung ist wie folgt: Auf der linken Seite sind die Programmierblöcke in Kategorien zusammengefasst. Alles was zum Beispiel die Figur vom Fleck bewegt ist unter Bewegung versammelt. Zudem haben alle verwandten Befehle die selbe Farbe. Bewegungsblöcke zum Beispiel sind blau. Diese Codeschnipsel werden in die Mitte – in den Programmierbereich – gezogen. Werden sie nah aneinander gebracht, verbinden sie sich automatisch. Rechts ist ein kleines Fenster, in dem das Programm ausgeführt wird. Im Beispiel mit dem Hippo auf dem Bild (unten), erscheint dort das Nilpferd, grüßt und bewegt sich, nachdem der Jubel erklungen ist. Darunter gibt es einen Bereich, in dem verschiedene Figuren ausgewählt werden können.

Es ist nicht nötig, sich bei Scratch zu registrieren. Programme können auf dem eigenen Computer gespeichert werden. Auch die Programme anderer Nutzer können sich alle anschauen. Soll das eigene Programm für andere veröffentlicht werden, oder das Spiel soll auf einem anderen Gerät weiter verfeinert werden, dann ist eine kostenlose Registrierung nötig.

Scratch als Grundlage für andere Programmierumgebungen

Scratch ist eine visuelle Programmiersprache, da hier nicht Text geschrieben, sondern bildhafte Blöcke aneinander gefügt werden müssen. Diese Art der Programmierung findet sich auch in anderen Umgebungen wieder. Von Google gibt es zum Beispiel den App Inventor, in dem Programmierer:innen eigene Programme für Android-Smartphones entwickeln können. Wer also mit Scratch zurechtkommt, kann dieses Wissen auch auf andere Umgebungen übertragen.

Scratch für ältere Kinder oder Jugendliche

Auch wenn Scratch sehr kindlich gestaltet ist, haben auch ältere Programmier:innen noch viel Freude daran. Es sind durchaus komplexe Programme mit Scratch möglich. Und da es die Möglichkeit gibt, eigene Bilder und Musik zu nutzen, sind sie nicht auf die zum Teil sehr niedlichen Zeichnungen angewiesen.

Scratch kennenlernen

Auf Youtube gibt es zahlreiche Kanäle, in denen Tipps gegeben werden. Der Kanal von Kolja TM bietet verschiedene Scratch-Tutorials für erfahrenere Jungprogrammierer:innen.

Außerdem gibt es verschiedene Bücher wie das „Programmieren mit der Maus“ für Einsteiger oder „Mit Scratch 3 programmieren lernen“ für ältere Kinder. Auch gibt es deutsche Scratch-Karten. Hier gibt es kurze Anleitungen, die aussagekräftig bebildert sind. Damit lernen Kinder und Jugendliche schnell die wichtigsten Grundlagen. Die offiziellen Karten gibt es leider nur auf Englisch. Aber es gibt Eigenkreationen und Übersetzungen wie die auf dem Blog von Gerhard Brandhofer veröffentlichten Karten.

Fazit

Probiert Scratch aus. Es macht Spaß und die Bedienung ist einfach zu erlernen. Egal ob ihr gerade anfangt oder schon ein wenig Erfahrung mitbringt, hier könnt ihr ansprechende Programme gestalten oder euren Kindern erste Erfahrungen im Programmieren ermöglichen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob ihr euch mit Sohn oder Tochter daran traut. Bei Scratch ist für jeden etwas dabei.

Lizenz:

Scratch ist ein Projekt der Scratch Foundation und der Lifelong Kindergarten Group am MIT Media Lab. Es steht kostenlos unter https://scratch.mit.edu zur Verfügung.

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